Finale in Biberach
Freitag und Samstag waren für die Vorrunden veranschlagt, der Sonntag für die Finalrunde.
Vorrunde am Freitag
Im Einzel wurden die jeweils ersten aus den Qualifikationen und der Vorjahressieger auf den Freitag gelost,
für den Samstag versprachen der Zweitplatzierte aus dem Süden und die vier qualifizierten Teams meisterschaftliche Aufgüsse.
Aufgüsse am Samstag
Am Samstag wurde die Vorrunde fortgesetzt. Den Wettbewerb begann Stefanie Albien mit "Valkyria",
der mit einer witziger Wendung überraschte und die Gäste zur dritten Runde aus der Wikingerzeit wieder ins hier und jetzt beförderte.
Jurywertung: 372,67 (Platz 13).
Jürgen Raabs Ausflug "Burning Woods" in den fränkischen Wald musste wegen eines Kurzschlusses am Ofen etwas verzögert beginnen.
Der Aufguss bot einen echten Knalleffekt, tolle Holzdüfte (Weißtanne!) und solide Wedeltechnik.
Jürgen konnte sich im Vergleich zu Kempten steigern, die Jury vergab 370,50 Punkte und Platz 14.
Im Anschluss goss der 17-jährige Ryszard Jr außer Konkurrenz auf.
Kurz bevor der junge Pole mit seiner Show begann, wurde es in der abgedunkelten Sauna plötzlich hell.
Eine der mächtigen hölzernen Verkleidungen, die einen der hohen Glasgiebel zwecks Verdunkelung von außen abdeckte, war umgekippt.
Der Schreck war groß und leider kamen auch zwei Saunagäste zu Schaden.
Wie der Presse nachher zu entnehmen war, erlitt eine Person einen Beinbruch, eine zweite Prellungen.
Das Geländer beim See hatte wohl noch schlimmeres verhindert.
Die Meisterschaft wurde bis zur Klärung unterbrochen, man wollte eine Rückmeldung aus dem Krankenhaus abwarten.
Eine schwerwiegendere Verletzung hätte wohl das Aus der Veranstaltung bedeutet.
Glücklicherweise konnte die Veranstaltung nach gut drei Stunden fortgesetzt werden,
auch deshalb weil die Therme es geschafft hatte, sehr kurzfristig die Verdunkelung wieder anzubringen zu lassen.
Leider entfiel dadurch die gespannt erwartete Vorrunde der Teams.
Erster Aufguss nach der Pause war der Aufguss des Lokalmatadoren Sergey Saburov, der sich an das anspruchsvolle Thema "Die Decke der Zivilisation" wagte.
Beschwinger ging es weiter mit Jasmin Kustermann und "Feelings".
Beide konnten sich nicht für die Finalrunde qualifizieren. Bei Jasmin war das denkbar knapp mit 462,50 Punkten und Platz 8.
Rolf-Andreas Pieper im Interview mit Mona Veldkamp, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Sehr viel Applaus gab es im Anschluss bei Mona Veldkamps "Dream-Express", die Starlight-Express Fieber in die Kabine zauberte.
Entsprechend gab es 473,50 Punkte und Platz 7.
Abgeschlossen wurde die Vorrunde von Erik Jordan mit der Umsetzung des Blockbusters "Armageddon".
Starke 512,17 Punkte und Platz 4.
Ergebnis Vorrunde
Am Abend verkündigte die Jury das Ergebnis der Vorrunde:
Erwartungsgemäß konnten sich vom Freitag Marcel Hetzel und Gabriel Pekala qualifizieren.
Manuel Müller, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Die besten Noten bekam allerdings Manuel Müller, der die Jury mit "A Million Dreams" begeistern konnte.
Dazu kamen noch Oliver Kleinmanns und Michael Bestler.
Aus der Samstagsrunde hatten sich Mona Veldkamp und Erik Jordan fürs Finale qualifiziert.
Erik gewann den Gästepreis im Einzel.
Jury beim Verkünden der Vorrundenergebnisse, Bildnachweis: mens-sauna.de
Finale am Sonntag
Tafel am Finaltag, Bildnachweis: mens-sauna.de
Am Finaltag mussten zuerst die Teams ran:
Um 9:45 Uhr starteten die Teamprofis aus dem Satama, die die Gäste mit "Pretty Woman" einer Mann-Frau-Beziehungs-Geschichte
zum Schwitzen brachten. Der Jury vergab dafür 510,33 Punkte, was Platz 3 bedeutete.
Das eingespielte und Wettbewerb erprobte Osnabrücker Damenteam Sabine Bunnenberg und Bettina Etmann aus dem Nettebad setze sich bei
"Life is changing" mit dem Thema Demenz auseinander und platzierte sich knapp auf Platz 4.
Svenja Blässer und Thomas Lehnert, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Ein komplett neues Team waren die Kölnerin Svenja Bleser und der Forchheim Thomas Lehnert, die sich einfach selbst spielten.
Das ist schon praktisch, wenn man sich als Sound- und Lichttechniker nicht mal zum Aufguss umziehen muss.
Svenja und Thomas thematisierten Leid und Freud ihrer Fernbeziehung. Die Jury vergab dafür 531,00 Punkte, was Platz 2 bedeutete.
Die Kabine war wie bei den Aufgüssen zuvor bis auf den letzten Platz besetzt, als noch 10 japanische Saunafreunde in die Sauna geleitet wurden.
Diese fanden zur Überraschung aller noch Platz, allerdings nur stehend hinter den letzten Sitzreihen.
Dort hielten sie aber tapfer bis zum Ende durch und klatschen bei "Viva Colonia" begeistert mit.
Das war einer der Höhepunkte der Veranstaltung!
Farid Atai und Steven Becskei, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Die größte Show des Tages zog das letzte Team ab.
Eine Zeitmaschine transportierte die beiden Aufgiesser Farid Atai und Steven Becskei mit großem Abstand auf den ersten Platz (604,50 Punkte).
Spannendes Einzel-Finale
Marcel hatte nach der Vorrunde minimal Abstand zu Manuel Müller, dahinter lauerten noch Gabriel Pekala, Erik Jordan und Oliver Kleinsmann.
Marcel musste vorlegen und er tat es!
"Pompei" war ein Vulkanausbruch in drei Akten: Marcel schlüpfte in die Rolle eines Schwertmachers im römischen Reich, dessen Geschichte in seiner Schmiede begann.
Beim Versuch, heimlich eines seiner Schwerter auf dem Marktplatz zu verkaufen, wurde er vom Ausbruch des Vulkans überrascht.
Der Aufguss wurde von Beginn an sehr souverän vorgetragen. Die ausgewählte Musik (Survivor!), Düfte, Licht und Wedeltechnik harmonierten zur Story!
Dazu kam eine sehr schnelle und präzise ein- und beidhändige Wedeltechnik.
Zum Finale brach dann noch der Minivulkan auf dem Ofen aus und ein Lavaduft machte sich breit.
Man konnte sich nach der Show nur schwer vorstellen, dass das noch eine anderer Teilnehmer toppen konnte.
Marcel Hetzel, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Manuel Müller kam direkt im Anschluss und danach Gabriel Pekala, der mit "Life of Pi" vielleicht das im
Vergleich zu Manuel nachvollziehbarere Thema hatte. Technisch waren beide sehr gut.
Eine echte Überraschung war Mona Veldkamp, die durch ihre Unbekümmerheit überzeugte und bis zur letzten Aufgussrunde strahlte.
Viel Ausdauer, sehr schnelle Wedeltechnik und vielleicht die Entdeckung der Meisterschaft 2019.
Ergebnis
Platz 1 mit 554,00 Punkten ging an Marcel Hetzel, gefolgt von Gabriel Pekala mit 546,75 Punkte.
Dritter wurde Manuel Müller mit 533,83 Punkten.
Alle drei waren damit direkt für die Weltmeisterschaft in den Niderlanden qualifiziert.
Auf Platz 4 - und damit für die Relegation in Norwegen qualifiziert- kam Erik Jordan mit 497,00 Punkten.
Gruppenbild mit Aufgiessern und Jury, Bildnachweis: Ryszard Rak / Deutscher Sauna-Bund
Fazit
Die Therme Jordanbad war ein guter Gastgeber für die Deutsche Aufgussmeisterschaft.
Im Vergleich zu den beiden vorherigen Gastgebern Eibenstock und Bad Staffelstein war 2019 alles etwas kleiner: der Saunabereich selbst, der Gastrobereich und auch der Platz für die Aufgießer um den Ofen.
Durch die Ausrichtung der Qualifikationsrunde 2018 waren die Abläufe erprobt und eingespielt.
Tickets konnten schon vorab per Mail bestellt werden, Licht und Sound waren in guten bewährten Händen.
Auch das Wetter war mehr als gut, es waren einige der heißesten Tage des Jahres. Aber Saunafans ist es für einen Aufguss ja eigentlich nie zu heiß.
Die Stimmung hatte am Samstag verständlicherweise durch den Unfall und die damit verbundene Unterbrechung gelitten.
Alle waren erleichtert, dass nicht mehr passiert war und die Therme sehr schnell den Verdunkelungsaufbau wieder herstellen lassen konnte.
Umbruch im Teilnehmerfeld
Im Teilnehmerfeld gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Umbruch.
Letztes Jahr wurden die Meisterschaften durch die vielen sehr guten Teilmehmer der Therme Sinsheim dominiert.
Nach dem Tod des Thermengründers Josef Wund wurde das Show-Aufgussteam der Therme zurückgefahren, einige Aufgießer hatten sich mittlerweile anders orientiert.
Vor allem die beiden Zeit- und Drittplatzierten Gianlucca Bellantoni und Tabea Böhli und insbesondere das Gewinnerteam
mit Gianlucca Bellantoni & Norman Hohenreuther wurden vermisst.
Insgesamt war das Niveau sehr hoch: neue aber auch langjährig erfahrene Aufgiesser (wie z.B. Manuel Müller oder Oliver Kleinmanns) konnten überzeugen.
Vor allem an der Wedeltechnik hatten alle gearbeitet.
2020 Jahr werden die Aufgussmeisterschaften vom 02. bis 05. Juli im H2O in Herford stattfinden.
Die Therme konnte sich beim Deutschen Saunabund bei der diesjährigen Qualifikation selbst qualifizieren.
Super Marcel!
Marcel Hetzel war im Nachgang in verschiedenen Medien präsent. So war er unter anderem in der Landesschau Baden-Württemberg zu Gast und bei Kabel Eins bei
Abenteuer Leben zu sehen. Dort lernt man den Tüftler des Pompeii-Vulkans kennen und begleitet Marcel zu den Weltmeisterschaften in den Niederlanden.
Marcel Hetzel in der SWR Landesschau Baden-Württemberg, Bildnachweis: YouTube, SWR